Donnerstag, 11. September 2014

Sie ist Schuld



Wenn ich schreibe, dass sie Schuld ist an vielem, dann meine ich nicht das Model ganz links, auch nicht die beiden in der Mitte oder die ganz rechts. Ich meine die Globalisierung. Sie ist Schuld, dass die Innenstädte der Welt sich gleichen, weil die globalen Marken dort Präsent sein müssen und mit ihrer corporate Architektur die Fussgängerzonen zu einem Einheitsbrei machen. Einzig das Wetter und die Sprache (sofern nicht englisch gesprochen wird), verrät uns, ob wir in den Ferien in Amsterdam, Brighton oder München sind. Das verleiht einem fast ein wenig Rockstar-Gefühl, vielleicht sollte ich das nächste Mal, wenn ich einen Laden eines globalen Brands irgendwo auf der Welt betrete laut «Hello London!» rufen. Vielleicht auch nicht.

Das schlimmste ist, wenn diese Läden, die man im Ausland gerne besucht hat, um sich selbst ein Souvenir seines Wochenendtrips zu besorgen (und den Kurs Schweizerfranken-Euro 1:1 berechnet, weil es so mehr Spass macht, einzukaufen) in die eigene Stadt kommen. Dann machen die irgendwie alles kaputt. Die Vorfreude ist weg, weil niemand gerne Weihnachten das ganze Jahr über feiert. Anders ging es mir, als es hiess COS käme nach Zürich. Wie toll, dachte ich, nun werde ich mein Kleiderschrank nur noch mit den stylishen, zeitlosen Basics der nordischen grossen Schwester von H&M füllen. Und fortan stets gut gekleidet sein. Ich ging also in den Laden – und war enttäuscht. Nicht auf anhieb. Erst als ich alle dunkelblauen, grauen und schwarzen Stücke eingehend gemustert und den Stoff zwischen den Fingern hatte. Irgendwie fühlte es sich billig an, irgendwie war der Laden, oder sein Interieur, etwas hohl und oberflächlich. Es sah aus wie bei Ikea. Und die Stoffe, die wirkten auch etwas überteuert, so in Schweizerfranken.


Vielleicht muss ich, wenn ich meinen Plan des perfekten Kleiderschranks doch noch einmal in die Tat umsetzen will, mir einfach vorstellen, ich sei in den Ferien. Das Personal im COS Zurich redet sowieso nur englisch. Ich hätte an der Kasse (ok, einen Pullover für meinen Sohn habe ich gekauft) fragen sollen, in welcher Stadt ich mich gerade befinde. Oder laut «Hello London!» rufen sollen.