Freitag, 19. Dezember 2014

Frisuren


Links Thiel, rechts Lobo. Der rechts ist Deutscher. Der links ist rechts.
Wenn schon die ganze Schweiz über ein, aus Sicht des Moderators, missglücktes Fernsehinterview debattiert, kann man sich auch gleich über die Frisur des eingeladenen Gastes unterhalten, finde ich. Oder über deren Urheberrecht und allfällige Plagiatsvorwürfe. Auf dem Bild sieht man links Andreas Thiel, rechts Sascha Lobo. Der rechts ist Deutscher und eher links. Der links ist rechts. 

Beide haben eine, meine Mutter würde sagen, «freche» Frisur, sie dachten sich wohl – frei nach Helge Schneider – ich bin Rebell, ich will anecken. Dass das, obwohl das Internet und Punk tot, beziehungsweise kaputt ist, immer noch funktioniert – auch dank eines Iros – sagt doch einiges über die Macht von Frisuren aus.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Recycling

Ich dachte, heute mache ich mir das Leben einmal einfach. Ich weiss, das ist sonst nicht meine Art, aber ich habe eine nette Meldung geschrieben auf Swiss-Architects.com, die eigentlich auch hierhin passt. Wer sie also zum zweiten Mal liest, scrolle doch zu den alten Beiträgen runter, da findet sich bestimmt das eine oder andere Lesenswerte.

American Concept Car von Ken Vendley, 1959. Originalzeichnung für 2'000 USD. Bild via L'Arcobaleno

Von Hand zeichnen könnte sich für Architekten lohnen, will man einem Galeristen glauben.

Der Kunstmarkt ist übersättigt, die heutigen exorbitanten Preise für angesagte Werke werden vor allem erreicht, weil das Angebot bewusst verknappt wird. Als Normalsterblicher in solchen Sphären mitbieten zu können, ist beinahe unmöglich. Längst hat man deshalb auch das erschwinglichere Design in Galerien gehievt, denn wo ein Markt ist, finden sich auch meist Käufer, insbesondere, wenn das Gut, das angeboten wird, schön anzusehen ist. Designsammler statten also ihre Wohnungen nicht nur mit Kunstwerken aus, sondern auch mit Preziosen, die einen Zweck haben – sofern man sich auf die wertvollen Ersteditionen überhaupt setzen darf…

Ein Ort, wo solches Design den Besitzer wechselt, ist die Messe Design Miami, die Anfang Dezember zum zehnten Mal in Florida stattgefunden hat. 2005 war die Kuratorin und Galeristentochter Ambra Medda eine Mitbegründerin der Messe, doch nach sechs Jahren zog es sie weiter und sie gründete L’Arcobaleno, eine online Designgalerie. In deren wöchentlichem Newsletter war letzte Woche ein Hintergrundbericht über den Designsammler Christopher W. Mount zu lesen, der Karriere als Kurator unter anderem am Departement für Architektur und Design des MoMA, als Chefredaktor einer Designzeitschrift und als Dozent für Designgeschichte gemacht hat. Er eröffnete unlängst eine Galerie mit Standort in Los Angeles und New York, wo er Design- und Architekturzeichnungen verkauft. Dazu sagt er im Interview mit L’Arcobaleno: «Eine solche Zeichnung – ein Einzelstück – zu kaufen, ist wirklich sehr nett. Schon für 1’500 oder 3’000 Dollar kann man eine Handzeichnung eines bekannten Architekten kaufen. Mir gefällt daran, dass das Werk eine kulturelle Signifikanz hat.» Christopher W. Mount prophezeit weiter, dass diese handgezeichneten Entwürfe das nächste Grosse Ding werden.
Also, liebe Architektinnen und Architekten: Fertigt zu jedem Bauwerk, das mehr als einmal publiziert worden ist, eine Handzeichnung an (das kann man ja auch danach machen, dann ähnelt sie dem gebauten «Ding» auch eher), und werft sie auf den Markt. Damit kann man dann, wenn man einen Käufer findet, immerhin den Praktikanten für den nächsten Wettbewerb finanzieren.

Eine nette Anekdote zum Schluss: Mount bezeichnet seinen Eames Chair, den er in den Achtzigern erstanden hat, als Sammler-Anfangsfehler, der Stuhl sei doch heute nur noch ein Klischee.

Montag, 8. Dezember 2014

GIFs


Quelle: http://rrrrrrrroll.tumblr.com/archive

Man kann darüber debattieren, ob das Internet Gutes oder Schlechtes (die Wahrheit liegt wohl wie so oft dazwischen) über die Welt gebracht hat. GIFs sind auf jeden Fall etwas Grandioses! Dieses Graphics Interchange Format, das so alt ist wie das Internet selbst, erlaubt es, Mini-Animationen in einem Bild auf einer Webseite darzustellen. Kenner der Materie outen sich damit, dass sie es richtig, nämlich englisch, also «dschiff» aussprechen.

Zwei Beispiele, die mich bewegen:

Rrrrrrrrrrrroll

Erik Söderberg

Torus von Erik Söderberg




Mittwoch, 19. November 2014

Frühstück

Das Frühstück ist eine sehr wichtige und zu Unrecht unterbewertete Malzeit. Cedric Price, britischer Architekt und Utopist, soll zum Frühstück eine Zigarre und einen Brandy zu sich genommen haben.

Mir gefällt auch sein Sweat-Shirt ganz gut.


Montag, 17. November 2014

Text-Bild-Schere



Wenn ein Bild nicht zum Text passt, oder sogar das Gegenteil passiert, der Text etwas anderes sagt als das Bild, dann redet man von einer Text-Bild-Schere. Soeben ist mir eine solche in einem Beitrag von Blake Lively aufgefallen – das ist die schönste von Gossip-Girls mit der immer gleichen Schnute. Sie hat nun eine Website, die heisst Preserve. Dort beschreibt die Kalifornierin aktuell, was man anziehen soll an kalten New-Yorker-Wintertagen. Sie redet von Layering, Stricksachen und dem richtigen Mix. Und das dritte Bild zeigt ein Model in einem dünnen Overall, Barfuss in High Heels. Bibber.

Freitag, 17. Oktober 2014

sich im Tram schminken


Ich fahre nicht gerne Tram. Manchmal bleibt mir aber nichts anderes übrig, wenn es draussen stürmt wie heute, und ich zum Bahnhof muss. (Uber wäre eine Alternative, stimmt..!) Ich habe nichts gegen ÖV, aber Tramfahren am Morgen kann ganz schön unschön sein. Als Beispiel diene mir die Dame, die links vor mir sitzt: sie hat scheinbar auch einen Termin, ist spät dran, und denkt sich, dann schminke ich mich halt im Tram. Diese Woche ist das schon die zweite, die ich im Tram sehe, die die Intimität des Badezimmers mit einem Tramabteil verwechselt. Da werden Augenringe kaschiert, Wimpern getuscht, Pickel abgedeckt und so weiter. Und ich dachte, man schminke sich, um sein Äusseres zu optimieren, um einen guten und schönen Eindruck zu hinterlassen. – Weit gefehlt. Schminken ist also wie Red-Bull trinken oder Face-time-Gespräche führen einfach etwas, das man immer und überall machen kann. Vorzugsweise im Tram.

Donnerstag, 11. September 2014

Sie ist Schuld



Wenn ich schreibe, dass sie Schuld ist an vielem, dann meine ich nicht das Model ganz links, auch nicht die beiden in der Mitte oder die ganz rechts. Ich meine die Globalisierung. Sie ist Schuld, dass die Innenstädte der Welt sich gleichen, weil die globalen Marken dort Präsent sein müssen und mit ihrer corporate Architektur die Fussgängerzonen zu einem Einheitsbrei machen. Einzig das Wetter und die Sprache (sofern nicht englisch gesprochen wird), verrät uns, ob wir in den Ferien in Amsterdam, Brighton oder München sind. Das verleiht einem fast ein wenig Rockstar-Gefühl, vielleicht sollte ich das nächste Mal, wenn ich einen Laden eines globalen Brands irgendwo auf der Welt betrete laut «Hello London!» rufen. Vielleicht auch nicht.

Das schlimmste ist, wenn diese Läden, die man im Ausland gerne besucht hat, um sich selbst ein Souvenir seines Wochenendtrips zu besorgen (und den Kurs Schweizerfranken-Euro 1:1 berechnet, weil es so mehr Spass macht, einzukaufen) in die eigene Stadt kommen. Dann machen die irgendwie alles kaputt. Die Vorfreude ist weg, weil niemand gerne Weihnachten das ganze Jahr über feiert. Anders ging es mir, als es hiess COS käme nach Zürich. Wie toll, dachte ich, nun werde ich mein Kleiderschrank nur noch mit den stylishen, zeitlosen Basics der nordischen grossen Schwester von H&M füllen. Und fortan stets gut gekleidet sein. Ich ging also in den Laden – und war enttäuscht. Nicht auf anhieb. Erst als ich alle dunkelblauen, grauen und schwarzen Stücke eingehend gemustert und den Stoff zwischen den Fingern hatte. Irgendwie fühlte es sich billig an, irgendwie war der Laden, oder sein Interieur, etwas hohl und oberflächlich. Es sah aus wie bei Ikea. Und die Stoffe, die wirkten auch etwas überteuert, so in Schweizerfranken.


Vielleicht muss ich, wenn ich meinen Plan des perfekten Kleiderschranks doch noch einmal in die Tat umsetzen will, mir einfach vorstellen, ich sei in den Ferien. Das Personal im COS Zurich redet sowieso nur englisch. Ich hätte an der Kasse (ok, einen Pullover für meinen Sohn habe ich gekauft) fragen sollen, in welcher Stadt ich mich gerade befinde. Oder laut «Hello London!» rufen sollen.


Montag, 18. August 2014

Zähne putzen


In loser Folge gebe ich hier Tipps für schöneres Wohnen.

Tipp No 3

Wie die Küche ist auch das Badezimmer in einer Schweizer Mietwohnung fertig eingerichtet, wenn wir sie neu beziehen. Der Ort, an dem man sich wohl am bewusstesten umschaut (Spiegel) und sich für kommende Heldentaten des Alltags parat macht, ist aber meistens leider der unpersönlichste Ort der ganzen Wohnung. Auch hier spielt das Licht eine grosse Rolle: meist eine Neon-Röhre, in Spiegelnähe, die man gar nicht erst anschalten soll. Ich empfehle deshalb, eine kleine Leuchte mit angenehmem Licht beim Waschbecken zu positionieren – wer sagt denn, dass man nur Föhn und Rasierer dort einstecken soll.





Und dann kann man auch diesen Raum als Wohnraum betrachten und einige Blumen, die man für das Wohnzimmer gekauft hat, ohne Weiteres im Bad hinstellen. Mein Tipp: in ein kleines Glasfläschchen, dort, wo das zweite Zahnglas sonst steht.

Siehe auch
Tipp No 1
Tipp No 2

Freitag, 15. August 2014

Sommer im Nebel

Nun ist schon ein Monat vorbei, seit ich den letzten Eintrag gepostet habe. Dazwischen waren Sommerferien, die natürlich immer viel zu kurz sind. Und neblig.


 

Im Sommer war ich ein paar Mal im Zürichsee, einmal im Mittelmeer, einmal in der Maggia und ein paar Mal in einem Pool in der schönen Chiantigiana. Dort haben wir das Borgo Petrognano für uns entdeckt und das hübsche Dorf Barberino Val d'Elsa. In Barberino Val d'Elsa gibt es nicht viel, aber wir fanden gefallen an der tollen Enoteca La spinosa gefunden, wo es biologischen Wein gab, von dem wir natürlich nach Hause genommen haben.

Eines frühen Morgens morgens in den Ferien war die Stimmung zauberhaft und ganz vernebelt. Nicht, weil wir zu viel Zeit in der Enoteca verbracht haben, nein, weil es eben doch kälter war als gedacht und deshalb der Nebel in die Wälder stieg, als die Sonne aufging. Das war traumhaft, auch für mich, die nicht so gerne früh aufsteht.

In Florenz haben wir an knapp einem Tag noch ein bisschen Architektur angeschaut. Ich mag die Balkone unter den Arkaden im Uni-Quartier und das Hotel JK (!), das ich leider nur von aussen gesehen habe.

Doch ich möchte gar nicht klagen, die Ferien waren wunderbar. Jetzt wünsche ich mir einen farbigen und warmen Herbst.




 

Donnerstag, 10. Juli 2014

ein langes Leben



Oscar Niemeyer ist am 5. Dezember 2012 im Alter von knapp 105 Jahren gestorben. Der Architekt weiss also, wovon er spricht, wenn er sagt:

«Man fragt mich oft, was das Geheimnis eines langen Lebens wie des meinen ist. Obwohl ich glaube, dass das Leben gar nicht lang ist, sondern nur einen Atemzug dauert, antworte ich: Mass halten beim Essen, ohne auf ein gutes Glas Wein zu verzichten: Wenn man vom Tisch aufsteht, sollte man immer noch ein wenig hungrig sein.» 

Dieses Zitat, das ich mir ab sofort zu Herzen nehmen werde, ist in dem abgebildeten Buch auf Seite 57 zu finden. Darin hat der Antikapitalist und Architekt Oscar Niemeyer kurz vor seinem Tod ein Resumée seines Lebens und zugleich eine Reflexion über unsere Gesellschaft vorgelegt. Er ruft nach Solidarität und beklagt das Leid unseres Systems, erinnert sich aber auch an spezielle Gegebenheiten seines Lebens. Das hübsche kleine Büchlein ist ein tolles Geschenk (nicht nur) für Architektinnen und Architekten, ein idealer Begleiter an den Strand oder in die Badi (es liest sich sehr leicht) – und macht sich, in einem Café in der Stadt gelesen, dank des schönen Covers gut zu einem farbigen Sommerkleid oder ein paar Leinenhosen. Wer dieses Buch auf den Tisch legt, kommt sicher ins Gespräch mit gleichgesinnten Schöngeistern.

Montag, 7. Juli 2014

Licht in der Küche


In loser Folge gebe ich hier Tipps für schöneres Wohnen.

Tipp No 2
Wir bleiben zwar in der Küche. Aber eigentlich handelt es sich um eine Grundsatzfrage: Wer sagt schon, dass man in einer Mietwohnung alles so in Kauf nehmen muss, wie es der Vermieter vorsieht? Wohneigentum ist in der Schweiz zwar beliebt, aber wird für die breite Masse immer schwieriger zu finanzieren, bald darf man dafür nicht einmal mehr sein BVG-Guthaben verwenden. Diejenigen, die mieten, zahlen so ihr ganzes Leben drauf im Gegensatz zu denjenigen, die etwas kaufen und in Boom-Zeiten wieder verkaufen, um sich damit wieder etwas Neues zu kaufen und so weiter. Doch ich will hier nicht über Wohneigentum referieren, sondern für etwas mehr Glück in den eigenen vier Wänden sorgen. Und dabei die Ästhetik zu Hilfe nehmen, denn Freude kann durch schöne Dinge entstehen. 

Zurück also in die Küche: In der ganzen Mietwohnung hängen beim Einzug meist keine Leuchten, nur in der Küche (und im Bad, dazu später) befindet sich leider fast immer ein grausig grelles Neonlicht, das man nie auswählen würde – wirklich nie – wenn man selbst auswählen könnte. Also empfehle ich, das hässliche Ding wegzunehmen mit einer Leiter und einem Phasenprüfer. Bis man wieder auszieht, macht sich diese Röhre auch im Keller gut. Dann die Leuchte seiner Wahl montieren, und jeder Besuch wird von nun an die wohnliche Küche bewundern, denn plötzlich ist hier alles in Ordnung. Dazu muss man dann nicht einmal so viel Zeugs an die Wand hängen, wie wir es getan haben.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Haushalt



In loser Folge gebe ich hier Tipps für schöneres Wohnen. Zuhause wird es zwar nie so aussehen wie in den aufgeräumten oder extra unordentlichen aber so boho-chicen Lifestyle-Blogs, nach deren Lektüre man immer ein wenig depressiver ist als vorher. Auch nicht wie in den Heftli, die man bei der Ärztin liest. Das kann nämlich gar nicht gehen, denn die Bilder, wie alle Bilder in redaktionell betreutem Umfeld, bilden ja nicht die Wahrheit ab, sondern nur eine geschönte Version davon. Ich weiss es, ich habe die Wahrheit auch schon schöner gestaltet, was ich übrigens sehr gerne mache – falls jemand eine Stylistin braucht für Wohnreportagen? Dabei habe ich einiges gelernt, was durchaus zu einem schöneren Heim (ob das dann auch glücklicher macht, sei dahingestellt) führen kann.

Tipp No 1 
Das Abwaschmittel nicht in den Flaschen, in denen es gekauft wird in die Küche stellen. Die sind hässlich, orange oder grün und passen nie zum Rest der Küche. Stattdessen das Mittel in einen ehemaligen Seifenspender füllen, dessen Etikette man entfernt hat. Das macht die Küche schon ein bisschen ästhetischer und ist einfacher und nachhaltiger als Chromstahlputzen. Chromstahl ist nach einem Mal Händewaschen wieder nass und dann bald wieder verkalkt. (s. Bild.)

Montag, 23. Juni 2014

Aalto-Pavillon



Mein Lieblingspavillon
Das ist der finnische Pavillon in den Giardini von Venedig, also dort, wo die Länderpavillons der Architektur- und Kunstbiennale stehen. Dieser Pavillon von Alvar Aalto aus den Jahren 1955–56 ist anders. Die Architekturminiatur in heiterem Azurblau bringt etwas Freude in die bisweilen sehr ernste Repräsentation der anderen Länder. Und, ein nettes Detail: Sogar der Notausgang ist hübsch angeschrieben.





Donnerstag, 19. Juni 2014

Art & Architektur

 

Same same but different
Links: Casa Barragan, Mexico City 1948
Rechts: Rodney McMillian, Art Basel Unlimited 2014


Mittwoch, 18. Juni 2014

Österreichischer Pavillon



Mehr aus Venedig
In der schieren Menge der Architekturbiennale-Beiträge (es sind alleine 66 Länderpavillons) unter dem Thema «Absorbing Modernity 1914–2014» vermag nicht alles zu überzeugen. Wenn man sich über den Sinn eines Beitrags Gedanken macht (jedes Land investiert jedes Jahr – die Kunstbiennale gibt es ja auch noch – Zeit, Geduld und Geld in einen Beitrag, der zur Erklärung unzählige Bücher, Flyer etc. nach sich zieht und möglicherweise nicht das Gewicht und die Strahlkraft hat, dass er weiterklingt als bis zum jeweiligen Ende der Ausstellung), dann ist der österreichische Beitrag in diesem Jahr auf mehreren Ebenen nachhaltig und wertvoll:

1) Er erfüllt ganz einfach und doch essentiell einen ästhetischen Anspruch. Die 196 weissen Gipsmodelle auf der Wand im Massstab 1:500 erhalten Ornamentalen Charakter.

2) Die Modelle von 196  Parlamenten dieser Welt machen die simple Aussage: Architektur ist auch politisch.

3) Das Thema wird aber nicht nur «oberflächlich» angegangen, sondern wird in einer vertieften Ebene im Hof des österreichischen Pavillons aufgegriffen, wo man via Twitter seine Stimme abgeben kann.

Sonntag, 8. Juni 2014

14. Biennale d'Architettura


Kaktus, Tisch und Schüfeli. Mein Lieblingsbeitrag an der 14. Architekturbiennale in Venedig. Etwas subversiv und gleichzeitig verspielt poetisch. «Elements of interior architecture» wurden hier draussen (vor den Mauern des Arsenale) positioniert. Der Verfasser spielt mit den beiden Begriffen «Drinnen» und «Draussen» und benutzt das Vorhandene. So werden die Balkonpflanzen, Symbole des Kleinbürgerlichen schlechthin, an ein Geländer gehängt und transformieren den öffentliche Platz in ein privates Wohzimmer. 

Dienstag, 3. Juni 2014

Yogi-Tea-Weisheiten



Ich mag Yogi Tea. Aber ich mag diese hohlen Sprüche, manchmal mit Schreibfehlern und meist mit einem Inhalt und einer Moral, die Paulo Coelho sich nicht besser hätte ausdenken können, gar nicht.

Und jetzt hier, zwei Teebeutel, zwei Strategien. Die Frage ist nur, will man die Beziehung erhalten, oder will man, dass sie wächst. Und was hat ein Teebeutel eigentlich mit Beziehungen zu tun?!

Dienstag, 27. Mai 2014

Tram fahren


Der Mikrokosmos im Tram ist oft etwas schmierig wie die Stangen, an denen man sich kaum festhalten möchte. Neulich im Tram No 8: Eine offenbar frankophone , ein bisschen wacklige, ältere Dame versteht die Durchsage im Tram , das wegen einer Baustelle Umwege fährt, nicht, und fragt mich, wie sie «au Paradeplatz» käme. Ich sage ihr, sie solle hier jetzt gleich aussteigen und zu Fuss die eine Station gehen, dann sei sie auch dort. Wir unterhalten uns ziemlich laut (ihr Alter) und etwas hektisch (mein Französisch), weil das Tram gerade hält und sie aussteigen muss. Als wir ohne die Dame weiterfahren, höre ich zwei mittelalterliche Schnepfen mit betonierten Frisuren ebenfalls laut zueinander sagen, ich hätte der Dame Unfug erzählt, sie hätte doch noch eine Station weiterfahren können. Stimmt. – Aber weshalb mussten sie das für sich behalten, bis die arme alte Dame ausgestiegen ist und nun viel zu weit zu Fuss gehen muss?

Montag, 26. Mai 2014

Salatschüssel




Bei einem Besuch der Atelierhäuser am Waldrand in Gockhausen ist mir diese grosse Salatschüssel aufgefallen. Ich stellte mir vor, wie schön es für den Salat sein muss, in dieser grossen Eternitschüssel zu gedeihen statt in einem Beet, das er teilen muss mit Löwenzahn, der ihn nicht anbrüllt aber verdrängt, Schnecken, die ihn löchern und Wicken, die ihn langsam erdrosseln.  – Das Gärtnern kann ganz schön brutal sein. Über das Gärtnern schrieb ich auch bei Swiss-Architects.com kürzlich etwas.


Dienstag, 20. Mai 2014

Wohnungen in Zürich


Es klang zu gut, um wahr zu sein: fünf Zimmer, mitten in der Stadt, im Kreis 4, aber dort, wo's nicht mehr so grusig ist in den Hauseingängen. Das für unter 2000 Franken. Man muss nicht einmal dem Vorgänger eine schiefe Ikea-Schrankwand und ein weisses Kunstledersofa abkaufen, und auch befristet ist sie nicht, die Wohnung. Der Balkon soll zwar nur klein sein, und Küche und Bad «verfügen über einfachen Standard». (Wenn sie das schon hinschreiben, heisst das eigentlich, dass Küche und Bad etwa so viel Charme besitzen wie die grusigen Hauseingänge weiter vorne bei der Langstrasse.) Aber egal. Wir wollten die Wohnung anschauen gehen – was wir dann aber bleiben liessen (s. Bild).

Freitag, 16. Mai 2014

Hallenbad City

Man beachte die Bildunterschriften.

Wie alles angefangen hat

Anfangs Januar 2013 hat die Stadt Zürich zur Besichtigung des neu renovierten städtischen Schwimmbads Hallenbad City eingeladen. Die Kollegen von 20 Minuten und Tagesanzeiger waren scheinbar auch vor Ort, denn kurz nach dem Rundgang durch das Bad sah ich mich auf einer Bildstrecke wieder. Obwohl der Fotograf wirklich genügend Zeit gehabt hätte, die Garderoben auch ohne mich einzufangen. Mein Anwalt (das klingt gut, nicht wahr?) sagte mir, ich könne mich bei TA-Media melden, damit das Bild entfernt werde. Das liess ich dann aber sein.


Im April 2013 wurde dann vom gleichen Blättchen über ausgeraubte Garderobenkästchen und kopierte Schlüssel geschrieben. Dazu gab es eine Bildstrecke und ein altbekanntes Bild, das sowohl gedruckt (die Zürcher Ausgabe hat eine Auflage von 191'200 und soll von 575'000 Personen «gelesen» werden) als auch online zu sehen war. Die Bildunterschrift dieses Mal: «...öffneten Unbekannte ohne Spuren zu hinterlassen die Garderobenkästchen.»


Damit das klar ist: Ich habe nichts damit zu tun. Ich raube keine Garderobenkästchen in Schwimmbädern aus. Ich komme nicht einmal auf die Idee, in ein Hallenbad schwimmen zu gehen. Ich war einfach ungeschickterweise an der Besichtigung vier Monate vorher. Als dann im Dezember eine weitere brisante Story aus dem Hallenbad City von TA-Media medial aufbereitet wurde (unerwünschte Intimrasuren in der Dusche), hat die Bildredaktion für einmal ein anderes Bild verwendet. Glück gehabt.

Donnerstag, 15. Mai 2014

Razzia




Auslöser für diesen Blog sind mehrere Dinge


- Ich wollte wieder einen Blog. (Wer für andere schreibt, möchte ab und an auch seine ganz persönlichen Beobachtungen mitteilen, unzensiert und frei von Auftraggebern.)

- Der Blog «Kim Jong-Il looking at things» kann aus gegebenen Umständen nicht mehr mit neuen grandios komischen Bildern gefüttert werden. 

- Die Fotografen von TA-Media pflegen mich bei Besichtigungen gerne abzulichten, eben wieder geschehen im Razzia in Zürich. Beweise liefert diese Bildstrecke.